Ferne Nähe – Rezension zu “Der Mann vom Anti” – Hrsg. Ekkehard Redlin

By | 7. Januar 2017

Der Mann vom Anti - Hrsg. Ekkehard Redlin“»Die Phantasie ist das dritte Auge des Menschen, es reicht bis in fernste Fernen. Wer weiß das schon? Die meisten sind blind auf diesem Auge. Völlig blind!«” (S.135)

Zum Inhalt:

Die Kurzgeschichte ist schon per definitionem ein Genre welches erzählerische Dichte und Konzentration fordert. “Jeder Satz ein Gedanke, kein Wort darf entbehrlich sein.” (Ekkehard Redlin, S.309) Auf ihre schriftstellerisch ganz individuelle Weise sind alle Autoren dieses Sammelbandes wahre Kapazunder auf diesem Gebiet, wie dies übrigens einige von ihnen auch in der Serie “Lichtjahr – Phantastik Almanach” immer wieder mit einprägsamen Geschichten unter Beweis gestellt haben.

Was durch alle Geschichten, mögen sie stilistisch und inhaltlich auch noch so divergieren, weht, ist ein für die damalige Zeit ungemein frischer Wind, eine spürbare Aufbruchsstimmung, sowie ein neues, frühlinghaftes Selbstbewußtsein der Phantastik, dem die Freude der Autoren am spielerischen Erzählen sehr zupasskommt. Der Herausgeber schreibt in einer Art Nachwort, tituliert als “Experiment und Korrektur”: “Von der antiimperialistischen Anklage bis zur kommunistischen Ethik spannt sich in traditioneller Weise der Bogen der utopischen Literatur. Wie er aber auf eindrucksvolle Weise ausgeschritten, wie der Mensch zum Maß der Dinge gesetzt wird, ist neu.” (S.309). Dieses Ausschreiten mit, wenn man so will unter zu Hilfe nahme schriftstellerisch unterschiedlichsten Schuhwerks, lässt für beinahe jeden Freund der SF etwas in diesem Band dabei sein.

Autoren und Kurzgeschichten in diesem SF-Band

Fazit:

Die Zusammenstellung an Texten der wissenschaftlich-phantastischen Literatur für die Ekkehard Redlin als Herausgeber firmiert wird durch eine zugrundeliegende gemeinsame Klammer vereint: “Es geht ausdrücklich und unverholen um menschliche Belange, und das ist ein großes Plus für die utopische Literatur.” (S.309) Ein stetiges Suchen, ein Findungsprozess ist es, der sowohl für die einzelnen Autoren die hör-/lesbare Triebfeder hinter ihrem Schaffen, als auch für die SF Grosso modo stets einen sirenenhaften Widerhall erzeugt, welcher die immer wiederkehrende Fazination des Genres ausmacht. Zumal wenn die Geschichten von so klingenden Namen wie in diesem Band gewoben wurden. Jeder Autor bringt seinen individuellen Charme mit ein, sein erzählerisches Geschick und seine Sicht auf das für ihn Wichtige, denn “Literatur ist lebendig, solange sie das menschliche Leben neu zu entdecken und zu gestalten vermag.” (S.308)

Zum Buch:

Für die Umschlaggestaltung des in der Reihe „SF-Utopia“ als Kurzgeschichtensammlung erschienen Bandes zeichnen erneut Regine Schulz und Burckhard Labowski verantwortlich, ebenso wie z.B. „Aëlita“ von Alexej Tolstoi treffend bildnerischen Ausdruck verleihen. Der Bedruckstoff ist, dem Buchtyp und der Zeit entsprechend recht grobfaserig, griffig und gut zu einem über 300 Seiten starken Buchblock verleimt. Die typografische Gestaltung ist zweckmäßig schlicht und unaufdringlich. Einige kleinere drucktechnische Lapsus stören nicht besonders, wenn sie auch auffallen.

Buchdaten:

  • Titel: “Der Mann vom Anti”
  • Herausgeber: Ekkehard Redlin
  • Umfang: 310 Seiten
  • Verlag: Verlag Neues Berlin
  • Sprache: Deutsch
  • Lizenz-Nr: 409-160/149/80 · LSV 7004
  • Größe: 10,7 x 17,6 x 1,5 cm

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2 thoughts on “Ferne Nähe – Rezension zu “Der Mann vom Anti” – Hrsg. Ekkehard Redlin

  1. Karsten Kruschel

    Diese SF-Utopia-Taschenbuchausgabe basiert auf der Hardcover-Erstausgabe von 1975, die zweimal nachaufgelegt wurde und einigermaßen rätselhafte Illustrationen von Thomas Ranft enthielt. Wenn ich mich recht entsinne, fehlen die in der Version bei SF-Utopia.

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    1. Buchwanderer Post author

      Danke für den Hinweis auf die Hardcover-Ausgabe. Ihr Gedächtnis täuscht Sie nicht 🙂 : in der SF-Utopia Ausgabe fehlen die Illustrationen auf jeden Fall.

      Reply

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