Krisenfest – Rezension zu „Wenn alles zusammenbricht“ von Pema Chödrön

By | 3. Juli 2020

"Wenn alles zusammenbricht" – Pema Chödrön

„Wenn es irgendeine Möglichkeit zur Erleuchtung gibt, dann genau jetzt, nicht irgendwann in der Zukunft. Jetzt gilt es.“ (S.203)

Zum Inhalt:

Mit dem kleinen Band „Wenn alles zusammenbricht“ von Pema Chödrön bringt der Arkana/Goldmann-Verlag ein Buch unter die Leser dessen Inhalt wesentlich gewichtiger ist, als es der erste Eindruck vermittelt. Auf 224 Seiten versucht die Autorin einen spirituellen, jedoch durchaus an der Praxis ausgerichteten Weg darzulegen, den sie Menschen in Umbruchsphasen empfiehlt.

Pema Chödrön ist buddhistische Nonne und als solche werden ihre Prämissen getragen von der Spiritualität dieser Glaubensrichtung. Es gehört neben dem Wagemut sich den nachhallenden Kernaussagen  des Textes auszusetzen auch ein gute Portion Offenheit dazu, die Passagen erst einmal so neutral wie möglich wirken zu lassen. Stellt sich der Lesende darauf ein, wird er bemerken, dass die Grundfesten der Überzeugungen mit denen wir sehr oft an die “Ungerechtigkeit” der Welt herangehen, leichter, schneller und vor allem nachhaltiger erschütterbar sind als man ahnt.

Nicht nur einmal fordert die Autorin mit scheinbar gewagten Gedanken heraus: „Egal von welcher Größe, Farbe oder Form das Ungemach auch ist, es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sie genau anzusehen, statt sich vor ihnen zu verstecken.“ (S.37) Gleichzeitig räumt sie auch mit sehr vielen Missverständnissen rund um die buddhistische Auffassung der Weltenmechanik auf. Hierbei ist auch das Glossar am Ende des Buches ebenso wie der Anhang von Thomas Geist ausgesprochen hilfreich.

Die Quintessenz dessen, was der Titel des Buches abzudecken versucht könnte man mit Pema Chödröns eigenen Worte wie folgt zusammenfassen:„Wenn die Dinge über uns zusammenbrechen, dann ist das eine Prüfung und gleichzeitig ein Heilungsprozess. Wir glauben, es ginge darum, die Prüfung zu bestehen und das Problem zu überwinden, aber in Wirklichkeit gibt es gar keine Lösung. Die Dinge kommen zusammen und fallen wieder auseinander. Dann kommen sie wieder zusammen und fallen wieder auseinander. So einfach ist es. Die Heilung stellt sich ein, wenn wir allem Geschehen Raum lassen: Raum für Trauer, Raum für Linderung, Raum für Elend, Raum für Freude.“ (S.25)

Fazit:

Pema Chödrön macht kein Heel aus ihrer Glaubensrichtung, unterlässt aber auch jedwede missionarischen Intentionen. Es geht ihr um den Menschen in seiner Welt, mit seiner ganz persönlichen Wahrheit. Aus meiner Sicht ist der Text keiner, der erst dann gelesen werden sollte, wenn der Prozess des Zerbrechens im Gange ist. Er ist keine Schritt für Schritt Anleitung, wie man seine Probleme schnell geregelt bekommt. Jedoch sei er jedem(!) ans Herz gelegt, denn das einzige Fixum in unserem Leben ist die Veränderung. Und sich Werkzeuge zurechtzulegen, welche in schwierigen Situationen greifen bzw. auf die man zurückgreifen kann zeichnet kluge Menschen aus.

Zum Buch:

„Wenn alles zusammenbricht“ von Pema Chödrön hätte einen wertigeren Rahmen verdient, als ihn das Taschenbuch aus dem Goldmannverlag bietet. Die Verleimung des Buchblockes reißt leicht ein, was über kurz oder lang zu losen Blättern führt. Der Druck ist gut ausgeführt, hingegen ist der Seitenbedruckstoff – wie leider häufiger bei Taschenbüchern – von geringer Qualität.  Positiv fallen dagegen die Buchdeckel auf, sei es im verwendeten Material, welches auch ein feuchtes Abwischen verträgt, wie auch in der optischen Gestaltung.

Buchdaten:

  • Titel: “Wenn alles zusammenbricht”
  • Autor: Pema Chödrön
  • Übersetzer: Thomas Geist
  • Umfang: 224 Seiten
  • Verlag: Arkana, Goldmann; 2. Auflage
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3-442-21525-0
  • Größe: 18,3 x 12,5 x 1,5 cm

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.