Von Fröschen und Prinzen – “Märchenprinz gesucht” von Ulla Baumgartner

By | 14. September 2020

"Märchenprinz gesucht" - Ulla Baumgartner“… und es wäre schön nochmals dem Richtigen zu begegnen. Doch ich weiß, dass dies in der Mitte des Lebens schwieriger ist. Jeder hat so viele Ecken und Kanten – es muss viel passen, dass man nochmals eine Beziehung eingeht.” (S.155)

Zum Inhalt:

Im Format “Liebesg´schichten und Heiratssachen” des ORF hatte sich Fr. Baumgartner als Kandidatin beworben, um auf diese Weise dem Schicksal die Chance zu geben, sie mit einem Mann zusammenzubringen, der mit ihr den Lebensweg gemeinsam weiterginge. Sie bringt dabei ihren Vorsatz / Anspruch recht treffsicher auf den Punkt: “Natürlich weiß ich, dass es keine Märchenprinzen gibt, aber Frösche möchte ich auch nicht treffen – eigentlich sehne ich mich nach einem ganz normalen Mann mit inneren Werten, und wenn er auch noch charmant und attraktiv ist, stört es mich auch nicht.” (S.43)

Wie dieser doch vorerst recht simple, nachvollziehbare Anspruch einer gut situierten, mit beiden Beinen im Leben stehenden Dame mit Lebenserfahrung und 50plus Wellen schlug, davon berichtet ihr Text. Sie lässt den Lesenden daran teilhaben wie wohltuend zum einen die Tatsache ist, umworben zu werden, im Mittelpunkt zu stehen, sich begehrt zu fühlen und andererseits wie mühsam es ist dabei die sprichwörtliche Spreu vom Weizen zu trennen. Die reine Menge an Bewerbern ist bei weitem noch kein Garant dafür, dass der Richtige darunter ist.

Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Nach diesem Motto wagte Ulla Baumgartner den Sprung ins kalte Wasser. Wie sie dazu kam, welche Beweggründe ausschlaggebend waren, sowie ihre Erleben im Anschluss, wenn alle Aufnahmen im Kasten sind, die Sendung ausgestrahlt war, verarbeitet sie in ihrem Buch “Märchenprinz gesucht”.

Fazit:

Ob man den Schreibstil von Fr. Baumgartner nun mag oder nicht, muss jeder Leser für sich entscheiden. Keiner kann der Autorin jedoch Mangel an Humor vorwerfen. Es ist nicht immer die ganz spitze und feine Feder, jedoch versucht sie auch nie ihren Ursprung zu verleugnen, mehrfach darauf hinweisend, dass ihr zentraler Lebensfokus im Herz der Alpen liegt.

Dieses immer wieder durchscheinende Lokalkolorit, die ehrliche, direkte Schreibweise, ebenso wie das zweifelsohne nicht zu knappe Selbstbewußtsein der Autorin nehmen von Beginn an in Beschlag.

Liest man(n) die ausgewählten Zuschriften, so möchte es einem doch manchmal erscheinen, als seien die schlichten und “normalen” bindungswilligen Männer mit 50+ entweder alle glücklich vergeben oder schlichtweg ausgestorben. Nicht selten hatte ich bei der Lektüre der Anekdoten, welche Fr. Baumgartner, durchaus eloquent zu erzählen vermag, über meine Geschlechtsgenossen einfach nur den Kopf geschüttelt. Dies wohl wissend, dass sie in keinster Weise übertreibt.

“Märchenprinz gesucht” von Ulla Baumgartner lässt ein wenig hinter die Kulissen des Fernsehformates blicken, gibt den KandidatInnen ein Gesicht, macht sie zu fühlenden, lebenden Menschen in denen sich der ein oder andere sicher in Teilen wiederfinden kann.

Im Schlusskapitel mit dem vielsagende Titel “Und das vorläufige Ende der Geschichte…” kondensiert Ulla Baumgartner ihre Erfahrungen in einem sehr inspirierenden Text: “Wir können nur an unserem Blickwinkel arbeiten, das Glas Wasser ist halbvoll oder halbleer, an unserer Zufriedenheit können wir arbeiten. Dazu gehört auch Vertrauen ins Leben, vieles liegt einfach nicht in unserer Hand. Vor allem Liebe lässt sich nicht erzwingen, dieses unbeschreiblich schöne Gefühl fließt aus unserer tiefsten Seele. Manchmal genügt ein kurzer Blick eine einzige Berührung, und sie verbindet Mann und Frau zu einem unbeschreiblich schönen Ganzen. Ich glaube das ist es, wonach sich fast alle Menschen sehnen, dieses Emfinden, zu jemandem zu gehören, geliebt zu werden. Dafür ist man dann bereit, Kompromisse zu schließen, Freiheiten aufzugeben und Gemeinsamkeiten zu entdecken und schätzen zu lernen.” (S.195)

Zum Buch:

Acht Bünde sind es, die zwischen den Buchdeckeln als Buchblock ihren Platz finden. Die Buchdeckel wurden von Verena Wolf unter Verwendung einer Zeichnung von Christian Yeti Beirer gestaltet. Die Verleimung und Bindung sind solide ausgeführt. Zusammen mit dem griffigen Seitenbedruckstoff macht der Band einen wertigen ersten Eindruck. Typografisch hält sich der Text an einfache Strukturen, macht keine Experimente, nützt jedoch die Schriftgestaltung zur optischen Textgliederung. Der Satz und Druck sind sauber ausgeführt, wenn auch manchesmal das Herz blutet, wenn z.B. zu Gunsten des Textflusses Eigennamen getrennt werden (S.158ff).

Buchdaten:

  • Titel: “Märchenprinz gesucht”
  • Autorin: Ulla Baumgartner
  • Illustrator: Christian Yeti Beirer
  • Umfang: 196 Seiten
  • Verlag: Selbstverlag; 3. Auflage 2016
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 978-3-200-03703-8
  • Größe: 19 x 12 x 1,5 cm

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